Ich – ist ein Anderer

Ich - ist ein Anderer

Ausgehend von diesem Zitat des Dichters Arthur Rimbaud stellten die Darsteller dieses als Frage exemplarisch ans Publikum. Sie reflektierten darüber und kommentierten diese in immer neuen Charakteren mit dem Versuch diese zu beantworten.
Diese Zeile wurde früh als Kennzeichen der Moderne verstanden, als Kennzeichen der Schwierigkeit, ja Unmöglichkeit, die Einheit der Person, das sogenannte "Ich", weiterhin zur Grundlage des Erzählens zu machen, unabhängig davon, ob es sich um das Autoren-Ich handelt oder das Ich der erzählten oder dargestellten Figuren.
Die Darsteller - als Typen-Prototypen - kommen immer wieder auf dieses Thema zurück, umkreisen es in immer neuen Anläufen. Dabei geht es bei diesem "Schau-Spiel" nicht nur um die Kunst der Veränderung des Körpers, des Habitus, der Stimme, der Gesten durch professionelle Darsteller. Vielmehr geht es um das Modellieren einer Person, eines Körpers zu neuen Typen in Spieglung der Typenvielfalt, die die moderne Gesellschaft uns bietet.

Ist soziale Einordnung, Status, Reichtum, Armut, Macht, Hilflosigkeit "genetisch" bestimmt - oder unterliegt das der Modellierung des eigenen Ichs?
Was definiert den Einzelnen und wodurch?
Was verändert ein bis dato regelhaft geführtes Leben?
Was meint Charakter, Ethos, Standpunkt in einer Welt des inszenierten Ichs?

Gerade heute, wo in "Soft-Skills" oder "Schlüsselkompetenz"-Seminaren aufwändig an Darstellungsformen von Berufsbewerbern, Karrieristen oder Personen der Politik gearbeitet wird, stellt sich frühzeitig und immer wieder die Frage nach dem Auftreten, der Wirkung, der Ausstrahlung des eigenen Ichs.
Welche Ichs werden da geformt ? Berufs-Ich? Echtes Ich?
Inwiefern verformt das Amt, die Stelle, das "nichts tun können" das Ich?
Wer bin ich?
Was macht mich aus ? Äußerlichkeiten, der Blick, die Seele, der Charakter, die Bildung (so genannte Herzensbildung), die Lebensphilosophie?

"Ich ist ein Anderer" ist auf der darstellerischen, wie auf der verbal reflektierten Textebene der Spiegel dessen, was sich heute überall an Selbstinszenierung und gesellschaftlichen Rollenspielen- und Zuweisungen abspielt!

Es war gleichzeitig die erste eigenständige und inszenatorisch voll verantwortete Produktion von Jacqueline Fischer als Choreographin und Regisseurin im THEATER DER KLÄNGE. In das Opfer noch als choreografische Assistentin aktiv, entwickelte Jacqueline Fischer über "Modul|a|t|o|r", "Gregorius" und "HOEReographien" eine eigene choreografische Handschrift, welche in "ich ist ein anderer" in ein eigenes Tanztheaterstück mündete.

Dieses Stück diente nach der Aufführungsserie als Material für den Tanzfilm "ich ist eine andere" von Harald Opel (siehe Artikel "Alles bewegt sich" in diesem Buch).



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