Die Vögel
eine komische und phantastische Geschichte nach Aristophanes
1995/96 beschäftigte sich das Theater der Klänge erstmalig mit einem
Stück aus der "Theater-Weltliteratur". Diverse deutsche Übersetzungen
zugrundelegend entschied sich das Theater der Klänge im Probenprozeß
zur Bearbeitung bzw. zur Neufassung des Stücks "Die Vögel"
von Aristophanes, welche von Jörg Lensing in Zusammenarbeit mit dem Schauspieler
Clemente Fernandez erstellt wurde.
Das Stück handelt von den zwei Aussteigern Evelpides (der Hoffnungsvolle)
und Pisthetairos (der Überzeugende), die Athen verlassen und in einer Welt
zwischen der Erde und der Welt der Götter landen. Es ist die Welt der Vögel.
Die Vögel nehmen die beiden in ihre Welt auf und machen sie zu ihresgleichen.
Die beiden überzeugen die Vögel davon, daß diese die Macht haben,
über die Menschen zu herrschen und selbst den Göttern zu trotzen.
Die Vögel lassen sich davon überzeugen und errichten als Zeichen ihres
neuen Anspruchs eine von einer Mauer umgebene Luftstadt zwischen der Götter-
und der Menschenwelt.
Evelpides und Pisthetairos werden zu Architekten einer neuen, "vorbildlichen"
Gesellschaft, die binnen kürzester Zeit eine Machtposition erreicht, die
sowohl von den Menschen, als auch von den Göttern nicht mehr ignoriert
werden kann. Dafür zahlt die ursprünglich paradiesische Welt der Vögel
den Preis, sich mit Pisthetairos einen unumschränkten Herrscher über
diese neue Welt eingehandelt zu haben.
Aristophanes übt mit dem Stück "Die Vögel" konkrete
Gesellschaftskritik an den Zuständen im alten Athen, aber auch am menschlichen
Umgang mit Macht.
"Die Vögel" stehen für eine andere Welt, die nach anderen
Gesetzmäßigkeiten funktioniert. Diese wird zwar konkret mit Vogelnamen
benannt, gemeint ist aber eine paradiesische Welt, die Kontakt zur zivilisierten
Welt hat. Auch für Kolumbus waren Eingeborene, auf die er traf, weder Mensch
noch Tier, sondern heidnische Kreaturen, die das Paradies bevölkerten.
Aristophanes gelingt also, wenn man den Stoff so betrachtet, das seltene Kunststück
ein zeitloses politisches Märchen zu erzählen.
Das Theater der Klänge erstellte die Adaption dieses alten Stoffes in einer
neu inszenierten Mischung aus Maskenspiel, Tanzchor und eigens für das
Stück komponierter Bühnenmusik. Dabei flossen die unterschiedlichen
Erfahrungen der vorangegangenen beiden Stücke in die Inszenierung ein.
Grundlage des Spiels war die mittlerweile beim Theater der Klänge zum Stilmittel
gewordene Schauspielarbeit mit Masken, wie durch "Die barocke Maskenbühne"
und "Reden ist Silber..." zur Virtuosität gebracht.
Grundlage der choreographischen Arbeit und insbesondere der Gestensprache der
"Vögel" war die Beschäftigung mit indischen Tanzformen,
wie zuletzt in LUDUS DANIELIS erforscht.
Grundlage der Bühnenmusik war eine improvisatorische Arbeit mit den Musikern
unter Anleitung der Komponisten Thomas Neuhaus und Jörg Lensing, wie sie
auch schon in den Produktionen "Die barocke Maskenbühne", "NOVEMBER"
und "Reden ist Silber..." praktiziert wurde.
"Die Vögel" wurden mit großem Publikumserfolg vor ca. 6000
Zuschauern in 7 Städten in 34 Aufführungen gezeigt. 1997 waren "Die
Vögel" zusammen mit der Produktion "LUDUS DANIELIS" in das
Land ihrer Entstehung, nach Saloniki (GR) eingeladen!
Diese Produktion stellte aber zugleich auch Höhe- und Endpunkt eines gestalterischen
Weges dar, der fragmentarisch noch im Maskenspiel in der 1999er Produktion "Die
Neuberin" Eingang fand.