Die Küche


Der Mensch lebt nicht vom Brot allein, er braucht genauso die Rosen. (Arnold Wesker)

DIE KÜCHE ist der Titel eines Stücks von Arnold Wesker aus dem Jahr 1964, welches 1969 in der Übersetzung Erich Frieds in Deutschland veröffentlicht wurde und 1990 in Absprache mit dem Autor von Jörg Lensing auf die Verhältnisse in Westdeutschland im Jahre 1990 aktualisiert und umgeschrieben wurde.
"Die Küche" ist das erste Stück des Londoner Dramatikers. Es spielt in einer großen Restaurationsküche von morgens 7 Uhr bis abends 19 Uhr. Dieser Schauplatz prägt die Hoffnungen und Ängste der Protagonisten, ihre Betriebsamkeit ebenso wie ihre alltäglichen Konflikte.
In seiner Vorbemerkung zu dem Stück schreibt Wesker:
"Für Shakespeare mag die ganze Welt eine Bühne gewesen sein, für mich ist sie eine Küche, wo Menschen kommen und gehen und nicht lange genug bleiben können, um einander zu verstehen, und wo Freundschaft, Liebe und Feindschaft ebenso schnell vergessen werden, wie sie entstehen."
Wesker war eine Zeitlang Konditor. Er kennt den Schauplatz seines Stücks: die Küche eines riesigen Speiselokals, den zermürbenden Tag der Küchengehilfen, Kellnerinnen, Konditoren, der Köche für Gebratenes, Fisch, Suppen, Gegrilltes, das Durcheinander der Sprachen, das Inferno der klappernden Teller, der pfeifenden Gasrohre, der Kommandos und Flüche.
Das Stück bot für das Theater der Klänge zum einen die konkrete erstmalige Beschäftigung mit Sprechtheater bei einem gleichzeitigen Potential zum "Zeittheater", da es angesichts Millionen Arbeitsloser, Ausländer-, Asylanten- und Aussiedlerzustrom und wieder wachsender Ausländerfeindlichkeit ein gesellschaftspolitisch hochaktueller Stoff war und ist.
Dieses Stück war für das Theater der Klänge neben seiner gesellschaftspolitischen Aktualität aber auch eine hochinteressante Sprachkomposition für ein großes "Schauspielerorchester":
15 Schauspieler und 9 Schauspielerinnen sind über die Dauer der fast zweistündigen Aufführung zugleich Schauspieler, Tänzer und sprechendes Orchester.
Der polyphone Text wird dabei streckenweise wie eine Rhythmus- und Dynamikkomposition behandelt, während gleichzeitig ein genau choreografiertes Ballett der Steaks, Gemüsesuppen und Lammkoteletts abläuft.
Gleichzeitig war dieses Stück für das Theater der Klänge eine erste Beschäftigung mit Sprache im Theater, der man sich auf diese Weise näherte. Infolge dieses Stücks war das Theater der Klänge anschließend in der Lage eigene Stücke auf der Grundlage von geschriebenem Text zu entwickeln.
Die Küche erlebte 1990 insgesamt 23 Aufführungen im damals neueröffneten Düsseldorfer Theaterhaus und wurde danach aufgrund der Größe der Produktion und der Vielzahl der Beteiligten nicht ins Repertoire aufgenommen.

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